Inhaltselment überspringen 

IAB-Betriebspanel Thüringen 2019 – Zielgerichtet bei den Anforderungen der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik

22.10.2020

Das IAB-Betriebspanel gibt seit Jahren Hinweise zu wichtigen Handlungsfeldern der Fachkräftegewinnung. Die Ergebnisse des „IAB-Betriebspanels 2019 – Länderbericht Thüringen“ spiegeln den Zustand vor Corona wider, zeigen damit jedoch auch die bereits vor der Pandemie bestehenden Handlungsschwerpunkte in Thüringen auf. Damit bilden sie eine gute Grundlage für Corona-Unterstützungsmaßnahmen in allen Arbeitsmarkt- und Ausbildungsbereichen in Thüringen.

Arbeits- und Sozialministerin Heike Werner sagt: „Die Entwicklung auf dem Thüringer Arbeitsmarkt war vor Corona positiv. Wir haben bereits viel erreicht. Die Arbeitslosigkeit ist gesunken, die Beschäftigung jedoch nicht mehr gestiegen. Der deutliche Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bei den ausländischen Mitbürgern konnte den Rückgang bei den einheimischen Beschäftigten jedoch nicht mehr kompensieren. Jetzt, nach fast acht Monaten Corona, mussten wir in Thüringen auch wieder einen Anstieg bei der Anzahl der langzeitarbeitslosen Menschen verzeichnen. Fördermaßnahmen konnten nicht in vollem Umfang durchgeführt werden. Bei der Bewältigung der Anforderungen im Bereich der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik muss zielgerecht vorgegangen werden, um den Fachkräftebedarf in Thüringen so passgenau wie möglich decken zu können und die Auswirkungen der Corona-Pandemie wirkungsvoll abzumildern. Mit der aktiven Arbeitsmarktpolitik der Landesregierung, darunter der öffentlich geförderten Beschäftigung, soll wieder an die positive Entwicklung der vergangenen Jahre angeknüpft werden.“

Ausgewählte Ergebnisse des IAB-Betriebspanels 2019:

  1. Atypische Beschäftigung (geringfügige und befristete Beschäftigung sowie Leiharbeit und Teilzeittätigkeit) ist in Thüringen weiterhin weniger stark verbreitet als in Westdeutschland. Es dominiert immer noch das Normalarbeitsverhältnis.
  2. Der Fachkräftebedarf ist so hoch wie noch nie. Auch die Besetzungsschwierigkeiten bei freien Stellen nehmen zu.
  3. Die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe hat sich leicht erhöht. Thüringer Unternehmen bieten ausbildungsinteressierten jungen Menschen verschiedene Anreize zur Aufnahme und zum Abschluss einer Ausbildung. Noch nie sind so viele Auszubildende nach ihrer Ausbildung übernommen worden wie 2019. Trotzdem wird in jedem fünften Betrieb die Ausbildung vorzeitig abgebrochen.
  4. Die Betriebliche Weiterbildung bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau.
  5. Die Tarifbindung ist im Vergleich zum Vorjahr wieder rückläufig. 2019 waren 18 Prozent der Thüringer Betriebe tarifgebunden (Ostdeutschland 20%, Westdeutschland 29%).
  6. Thüringer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verdienten 2019 im Mittel 83 Prozent des vergleichbaren Durchschnittslohns in Westdeutschland.
  7. Noch nie haben so viele Beschäftigte freiwillig gekündigt. Dies ist ein Zeichen für wachsendes Selbstbewusstsein und gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Gute Arbeitsbedingungen erhöhen die Chancen auf gut ausgebildete Fachkräfte

Heike Werner verweist auf den Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungen und Fachkräftegewinnung. „Arbeit und Ausbildung werden in Thüringen von den Beschäftigten im Freistaat positiv bewertet. Auch Pendlerinnen und Pendler, die in anderen Bundesländern Arbeit gefunden haben, ziehen immer häufiger zurück nach Thüringen. Im Jahr 2019 hat sich der Pendlersaldo in Thüringen bereits das neunte Jahr in Folge verringert. Das stimmt optimistisch. Das Credo aus der 24. Welle des IAB-Betriebspanels, Länderbericht Thüringen, lautet: Unternehmen, die gute Arbeitsbedingungen schaffen, haben die besten Chancen auf gut ausgebildete und motivierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Dabei denke ich vor allem an die auch im Betriebspanel angesprochenen Themen der Tarifbindung, der Entlohnung, der Aus- und Weiterbildung sowie an Maßnahmen im Bereich der Ausbildung junger und kompetenter Nachwuchskräfte. Mein Dank aber gilt den beteiligten Unternehmen, die erneut den umfangreichen Fragebogen beantwortet haben, dem Datenerfasser Kantar, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Forschungsinstituts SÖSTRA für die Auswertung der Daten sowie dem IAB als bundesweitem Koordinator“.

Hintergrund:

Das IAB-Betriebspanel ist die einzige für alle Betriebsgrößen und Branchen repräsentative Unternehmensbefragung in Deutschland. Der Freistaat Thüringen hat sich bereits zum 24. Mal beteiligt. Durch die Ergebnisse des Betriebspanels wird die amtliche Statistik ergänzt. In einigen Punkten ist das Panel sogar die einzige Datenquelle für Aussagen auf Betriebsebene.

Für den Länderbericht Thüringen lagen 2019 auf Stichprobenbasis über 1.000 Befragungsergebnisse vor, womit 1,8 Prozent der Betriebe mit 6,3 Prozent der Beschäftigten im Freistaat erfasst wurden.

Mit dem thüringenspezifischen Länderbericht liegen inzwischen in einer langen Zeitreihe repräsentative Ergebnisse zur Entwicklung des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes in Thüringen vor.

Neben den jährlich dargestellten Themen wie Fachkräftebedarf, betriebliche Weiterbildung und Tarifbindung gibt es in jeder Befragungswelle (also in jedem Jahr) inhaltliche Schwerpunkte, diesmal „Betriebliche Zusatzleistungen zur Gewinnung von Auszubildenden“, „Vorzeitige Auflösung von neuabgeschlossenen Ausbildungsverträgen“, „Effekte der jüngsten Mindestlohnerhöhung“, „Rahmenbedingungen für digitales Arbeiten“ sowie „Einsatz von Robotertechnik“.

Zum IAB-Panel