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Fachtag „Häusliche Gewalt und Digitalität“ in Weimar am 23.11.2023 von 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr im mon ami

22.11.2023

Veranstaltet in Kooperation durch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Weimar und der Beauftragten für die Gleichstellung von Frau und Mann des Freistaats Thüringen mit fachlicher Unterstützung durch das Frauenzentrum Weimar e.V."

Häusliche Gewalt bedeutet nicht nur Schläge. Es ist körperliche, psychische, wirtschaftliche und digitale Gewalt.
Mittlerweile spielt Digitalität bei vielen Fällen in Frauenhäusern und Fachberatungsstellen eine zunehmend größere Rolle - mit der zusätzlichen Schwierigkeit, dass man digitaler Gewalt nicht durch bloßen physischen Rückzug und Schutzsuche entkommen kann. Die Versuche der Machtausübung gehen weiter: etwa durch Spionageprogramme (Aufenthaltsortung, Mitlesen sämtlicher Nachrichten), Kontrolle von Online-Konten und -Diensten, das Teilen geheimer Daten und privater Bilder im Internet, Beleidigungen / Mobbing in den Sozialen Medien uvm.

Betroffene stehen mitunter vor dem Problem, dass ihnen nicht geglaubt oder nicht-physische Gewalt als nicht so schlimm eingeschätzt und weniger nachverfolgt wird. Aber digitale Gewalt und physische und psychische Gewalt gehören auch oft zusammen.

Der Rat, “einfach” auf Smartphone, Tablet, PC und Co. zu verzichten scheint naheliegend. Das ist jedoch kein tatsächlicher Schutz und in unserer heutigen Welt auch realitätsfern - Kontaktpflege und schnelle Möglichkeit der Informationsbeschaffung sind gerade in Ausnahmesituationen besonders wichtig.

Was muss man als Fachkraft wissen? Wie kann man in Fällen von digitaler Gewalt Betroffene unterstützen?  Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Fachtag am 23. Nov.2023 in Weimar. Er richtet sich an Fachkräfte aus Frauenhäusern, Fachberatungsstellen, Gleichstellungsbeauftragte und alle, denen das Thema digitale häusliche Gewalt im Arbeitskontext oder ihrer Ausbildung begegnet.

Julia Daldrop hält einen Vortrag zu „Technikgestützter häuslicher Gewalt“, Anna Wegscheider (Juristin / HateAid) spricht über “Beratung von Betroffenen bis hin zur rechtlichen Unterstützung“ und Ophélie Ivombo (Frauenhauskoordinierung e.V.) spricht über das aktuell laufende Projekt “Digitaler Gewalt im Frauenhaus handlungssicher begegnen”

Die Vorträge am Vormittag finden als Hybrid-Veranstaltung statt. Am Nachmittag geht es für Präsenz-Teilnehmenden mit einem Workshop entweder von Julia Daldrop oder Anna Wegscheider weiter.

Die Gleichstellungsbeauftragten des Landes und der Stadt Weimar freuen sich, dass es gelungen ist, gemeinsam diesen Fachtag zu organisieren. Denn Unterstützung benötigen nicht nur die Opfer, sondern auch die Fachkräfte, die wichtige Arbeit bei Intervention und Prävention leisten.

Hintergrundinformation

Der Fachtag steht im Kontext des 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen.

Die Umsetzung des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung gegen Gewalt an Frauen und häuslicher Gewalt, auch als Istanbul-Konvention bekannt, ist ein wichtiges Instrument zur Umsetzung der Gewalt gegen Frauen. Das Übereinkommen ist seit 2018 in Deutschland geltendes Recht und gibt starke Impulse für die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen auf allen staatlichen Ebenen. Daher ist es ein wichtiges Zeichen, dass Land, Kommune und Zivilgesellschaft hier zusammenarbeiten Die Istanbul-Konvention definiert Gewalt gegen Frauen und Mädchen als Menschenrechtsverletzung und als Zeichen der strukturellen Ungleichstellung von Frauen und Männern.

Die Wurzel der digitalen Gewalt gegen Frauen und Mädchen liegt im gleichen Kontext der Ungleichheit der Frauen und des Anspruchsgefühls der Männer im Kontext psychischer, sexueller und physischer Gewalt, die Frauen und Mädchen in der nichtdigitalen Welt erleben.