Inhaltselment überspringen 

Frauenarbeit ist nicht weniger wert!

05.03.2024

Wofür wird mehr Kraft benötigt? Für das Wenden und Waschen eines bettlägerigen alten Menschen oder für die Computer-Steuerung eines Werft-Krans? Was ist wichtiger? Die Fürsorge für und Erziehung und Bildung von Dreijährigen oder die Wartung eines PKWs? „Immer noch drücken sich in den Bewertungskriterien der sog. weiblichen und sog. männlichen Berufe die Vorstellungen des 19. Jahrhunderts aus, die Kraft und Männerarbeit höher einschätzt als Sorge- und Frauenarbeit“, konstatiert Gabi Ohler, Gleichstellungsbeauftragte Thüringens.

Immer wieder werde beklagt, dass Frauen die falsche Berufswahl träfen. Das gehe an der Sache vorbei: Kinder müssten betreut, Kranke gepflegt, Haare geschnitten werden.  „Natürlich sind das keine genetisch bedingten weiblichen Arbeiten. Wenn sich in diesen Berufen mehr Männer einfinden – gut so“, sagt Gabi Ohler. „Aber entscheidend ist, dass die Bewertungskategorien in diesen Berufen weiterentwickelt werden müssen.“

Dass Frauen deutschlandweit immer noch 18 % und in Thüringen 7 % weniger Lohn erhalten, könne nicht hingenommen werden. Dass Thüringen besser dastehe, liege zum einen an der höheren Beschäftigungsquote von Frauen und zum anderen am immer noch vergleichsweise niedrigen Lohnniveau der Männer. Allerdings arbeitet auch in Thüringen jede zweite Frau in Teilzeit, was ihr Einkommen drückt, ihre Karrierechancen verringert und die Gefahr der Altersarmut erhöht.

Auf den Faktor Zeit weist die diesjährige Kampagne „Höchste Zeit für equal pay“ anlässlich des Equal-Pay-Days am 6. März hin. Laut BMFSFJ wenden Frauen pro Tag im Durchschnitt 43,8 % mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Wenn sich diese Verteilung ändere, sich mehr Männer in Teilzeit um die familiäre Sorgearbeit kümmern und Frauen im Beruf mehr verdienen könnten, werde der Weg aus der Gender-Pay-Gap-Falle beschritten.

„Eine gerechte Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit, eine gerechte Bewertung von frauen- und männertypischen Berufen und eine klischeefreie Erziehung und Berufswahlentscheidung sind essentiell für mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern“, stellt Gabi Ohler fest. „Das Ergebnis eines arbeitsreichen Lebens – ob in Lohn oder privater unbezahlter Sorgearbeit – darf nicht Altersarmut sein.“