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Sozialministerin Heike Werner wirbt für Ehrenamt im Hospizwesen

11.10.2019

Die Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, Heike Werner (DIE LINKE) hat anlässlich des Welthospiztages und des Deutschen Hospiztages die Bedeutung des Ehrenamts für die hospizliche Versorgung in Thüringen gewürdigt und aktuelle Entwicklungen in der Thüringer Hospiz- und Palliativversorgung skizziert.

Sozialministerin Heike Werner sagte: „Die hospizliche Versorgung und Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen wird in Thüringen ganz wesentlich durch ehrenamtliches Engagement getragen. Diese Arbeit ist anspruchsvoll und berührt ganz individuelle Interessen der Betroffenen und der Angehörigen, aber auch die Interessen der an der Hospizarbeit beteiligten Menschen. Das ist nicht immer einfach und macht das ehrenamtliche Engagement darum umso wertvoller. Denn dort, wo das Wirken der Apparatemedizin endet, werden aufklärende Gespräche und persönliche Zuwendung immer wichtiger. Durch die medizinische Versorgung allein können diese Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Diejenigen, die sterbende Menschen und deren Angehörige ehrenamtlich begleiten, verdienen Unterstützung. Ihnen gebührt vor allem unser Dank und unsere Anerkennung.“

Die Thüringer Landesregierung hat die Rahmenbedingungen hospizlicher Arbeit in Thüringen systematisch verbessert, so die Ministerin weiter. „Seit 2016 wird beispielsweise die Arbeit der Geschäftsstelle des Thüringer Hospiz- und Palliativverbandes institutionell gefördert. Dadurch konnte die Arbeit des Landesverbandes, als der Zusammenschluss und das Dach aller ambulanten und stationären Hospizeinrichtungen sowie einiger Palliativstationen und Teams zur spezialisierten ambulanten palliativmedizinischen Versorgung in Thüringen, verlässlich und langfristig gesichert werden. Gleichzeitig wurde die Hospiz- und Palliativakademie des Thüringer Hospiz- und Palliativverbandes mit in die institutionelle Förderung aufgenommen. Damit wurde die fachliche Unterstützung und Qualifizierung der in der Hospizarbeit ehrenamtlich tätigen Menschen als wichtiger Teil der Hospizbewegung Thüringens nachhaltig gestärkt. Darüber hinaus fördert die Landesregierung das ehrenamtliche Engagement in der Trauerarbeit und setzt sich für die Verbreitung der Hospizidee und der Angebote der Hospiz- und Palliativversorgung, der Trauerbegleitung und der Selbsthilfeangebote in Thüringen ein, beispielsweise über die Förderung von Projekten im Rahmen der hospizlichen Bildungskonzepte „Hospiz macht Schule“ (Grundschule) und „Endlich“ (Oberstufe)“, sagte Heike Werner.

Es müsse künftig gelingen, Ziele und Grundgedanken der Hospizbewegung in Thüringen öffentlich noch bekannter zu machen und vorhandene Strukturen besser zu vernetzen, so Werner. „Für mich ist wichtig, dass es in Thüringen einen Mix an hospizlicher Versorgung gibt, die den betroffenen Menschen Hilfe und Begleitung bietet, da wo sie leben. Damit dieses Ziel erreicht und die ehrenamtliche Hospizarbeit gestärkt wird, sind weitere Anstrengungen notwendig. Das hat auch eine im Auftrag meines Ministeriums vom Thüringer Hospiz- und Palliativverband durchgeführte Befragung ergeben. Danach müssen die Informationsangebote für Beratene als auch Beratende weiter verbessert werden. Denn zum einen sollen diejenigen darauf aufmerksam werden, die hospizliche Begleitung benötigen und zum anderen sollen sich noch mehr Menschen für die Hospizbewegung ehrenamtlich engagieren. Zusätzlich bedarf es mehr Anstrengungen in der Netzwerkarbeit. Eine wichtige Schlüsselrolle in der Vermittlung von Hospizangeboten haben vor allem Ärztinnen und Ärzte sowie die Pflegedienste. Hier liegt noch ungenutztes Potential und braucht es mehr Bewusstsein pro Ehrenamt sowie mehr Wissen übereinander. Zudem müssen vorhandene Schulungsangebote entsprechend des Bedarfes und künftiger Anforderungen weiterentwickelt werden. Diese Herausforderungen können aber durch regelmäßigen Austausch aller an der Thüringer Hospizversorgung beteiligten Akteure bewältigt werden“, sagte die Ministerin abschließend.

Hintergrund:

Der Deutsche Hospiztag und der Welthospiztag werden im Oktober begangen. Der Deutsche Hospiztag findet jedes Jahr am 14. Oktober statt, der Welthospiztag immer am zweiten Samstag im Oktober. Der Welthospiztag 2019 fällt somit auf den 12. Oktober. Er steht unter dem Motto #buntesehrenamthospiz.

Laut einer Studie des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands (DHPV) kann sich fast ein Fünftel der Bevölkerung (17 Prozent) vorstellen, Schwerstkranke und Sterbende am Lebensende zu begleiten. Demnach wünscht sich ebenfalls fast ein Fünftel der Befragten (18 Prozent) eine ehrenamtliche Sterbebegleitung für ihre Angehörigen und Freunde. Zudem zeigt sich anhand der Ergebnisse, dass die ehrenamtliche Hospizarbeit nach wie vor weiblich und mittelschichtsbasiert ist. Sie wird immer noch überwiegend von Frauen in der späten Erwerbs- bzw. Nacherwerbsphase getragen wird.

In Thüringen gibt es nach Angaben des Thüringer Hospiz- und Palliativverbandes (THPV) ein regional gut verteiltes Netzwerk von ambulanten ehrenamtlichen Hospizdiensten. Konkret handelt es sich um 26 Dienste für Erwachsene an 33 Standorten und sechs Dienste für Kinder an zehn Standorten. Es gibt in Thüringen zudem neun Hospize, davon eines für Kinder- und Jugendliche, mit insgesamt 100 Plätzen. In den Diensten und Hospizen sind insgesamt etwa 1.350 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig (Stand: August 2019).

Zur Situation der Hospiz- und Palliativversorgung in Thüringen hat der THPV im Auftrag des Thüringer Sozialministeriums im Jahr 2018 alle bekannten Einrichtungen und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Thüringen in einer qualitativen Erhebung befragt, die schwerkranke und sterbende Menschen begleiten, behandeln, versorgen und beraten. Insgesamt wurden ca. 1.300 Einrichtungen und etwa 1.800 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte angeschrieben. Die Rückmeldequote lag bei rund 13 Prozent.