Die Arbeitsbedingungen in Thüringen haben sich in den letzten Jahren spürbar verbessert. Das zeigt die aktuelle Erhebung des DGB-Index Gute Arbeit 2024. Die Einschätzungen der Beschäftigten im Freistaat fallen insgesamt positiver aus als bei der letzten Befragung im Jahr 2018 – insbesondere bei Einkommen und Beschäftigungssicherheit, aber auch bei Belastungen und arbeitsbezogenen Ressourcen.
Der DGB-Index Gute Arbeit basiert auf einer großen Befragung von Beschäftigten in ganz Deutschland. In Thüringen wurden dafür 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befragt. Der Index setzt sich aus drei Bereichen zusammen:
Ressourcen (z. B. Einflussmöglichkeiten, Sinn der Arbeit, Weiterbildung),
Belastungen (z. B. Zeitdruck, körperliche Anforderungen),
Einkommen und Sicherheit (z. B. Bezahlung, sichere Beschäftigung, Rentenerwartung).
Die Bewertungen reichen von 0 bis 100 Punkten. Je höher der Wert, desto besser sind die Bedingungen.
Thüringen verbessert sich – bleibt aber hinter dem Bundestrend
Im Bereich Ressourcen erhält Thüringen Werte im oberen Mittelfeld. Besonders zufrieden zeigen sich die Beschäftigten mit dem Sinn ihrer Arbeit und der Identifikation mit ihrer Tätigkeit. Weniger gut schneiden dagegen Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung, Betriebskultur sowie der eigene Einfluss auf Arbeitsmenge und Arbeitszeiten ab. Viele Beschäftigte berichten über zu wenig Mitspracherecht und eine schwierige Kommunikation im Betrieb. Trotzdem zeigt sich in diesem Bereich insgesamt eine positive Entwicklung seit 2018.
Die größte Herausforderung für Thüringer Beschäftigte sind körperliche und seelische Belastungen. Vor allem in Berufen mit vielen körperlichen Tätigkeiten, wie im Handwerk, in der Pflege oder in der Produktion, wird das Arbeitspensum als sehr hoch bewertet. Besonders schlecht schneiden Zeitdruck und Arbeitshetze ab. Aber auch hier gibt es punktuelle Verbesserungen, etwa bei den Arbeitszeiten und emotionalen Anforderungen. Insgesamt liegen die Werte für Thüringen in diesem Bereich aber weiterhin unter dem Bundesdurchschnitt.
Im Bereich Einkommen und Sicherheit wurde in Thüringen der größte Fortschritt erreicht. Zwar sind die Erwartungen an die spätere Rente oft niedrig, aber das aktuelle Einkommen wird immer häufiger als ausreichend empfunden. Zudem wird die Arbeitsplatzsicherheit heute deutlich besser eingeschätzt als noch 2018. Die Rückstände im Vergleich zu Deutschland sind kleiner geworden.
Deutliche Unterschiede zwischen Branchen und Beschäftigtengruppen
Die Arbeitsbedingungen unterscheiden sich je nach Branche stark. Besonders gut bewertet werden der öffentliche Dienst, die Bauwirtschaft sowie Banken und Versicherungen. Im Gastgewerbe, der Kulturbranche sowie bei wissenschaftlich-technischen Dienstleistungen ist die Arbeitsqualität dagegen am geringsten.
In Kleinstbetrieben bewerten die Beschäftigten Betriebsklima und Gestaltungsmöglichkeiten besonders positiv. In größeren Unternehmen schneiden dagegen Einkommen und Sicherheit etwas besser ab.
Frauen berichten über schlechtere Arbeitsbedingungen als Männer – besonders bei Einkommen und seelischen Anforderungen im Umgang mit Menschen. Auch ältere Beschäftigte schätzen ihre Arbeitsbedingungen zunehmend schlechter ein, vor allem beim Einkommen und in Bezug auf die spätere Rente. Besonders belastet sind Beschäftigte mit mittlerem Bildungsabschluss, oft in Pflege- oder körperlich anstrengenden Berufen.
Schwerpunkt 2024: Personalmangel und Fachkräftesicherung
Das Schwerpunktthema 2024 war der Personalmangel. Viele Beschäftigte in Thüringen berichten, dass sie die Auswirkungen im Arbeitsalltag deutlich spüren – häufiger als in anderen Regionen. Höheres Arbeitstempo, Überstunden und eine schlechtere Stimmung im Team sind die Folge. Besonders betroffen sind Pflegeberufe, der Verkehr, die Industrie und die IT-Branche.
Ein Drittel der Beschäftigten beobachtet, dass Kolleginnen und Kollegen wegen der Überlastung kündigen. Jede vierte befragte Person würde selbst gerne wechseln. Gleichzeitig geben viele an, dass es in Thüringen zu wenig Möglichkeiten für Weiterbildung gibt, um dem Mangel entgegenzuwirken – auch weil kleinere Betriebe nicht genug Kapazitäten dafür haben.
Ein möglicher Weg, um den Mangel an Arbeitskräften zu verringern, wäre die Ausweitung von Teilzeitstellen auf längere Arbeitszeiten. Doch viele Beschäftigte – vor allem Frauen – arbeiten in Teilzeit, weil sie Angehörige pflegen, gesundheitlich eingeschränkt sind oder keine passenden Vollzeitstellen finden. In Thüringen wird auch öfter Teilzeit gewählt, weil die Arbeitsbelastung zu hoch ist. Das betrifft vor allem ältere Beschäftigte mit mittlerem Bildungsabschluss.
Fazit: Verbesserungen sichtbar – Herausforderungen bleiben
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Arbeitsbedingungen in Thüringen verbessern. Besonders erfreulich sind die Entwicklungen bei Einkommen und Arbeitsplatzsicherheit. Doch es bleiben Herausforderungen – etwa beim Thema Arbeitsbelastung, bei der Gleichstellung von Frauen und beim Umgang mit dem Fachkräftemangel. Hier will das Thüringer Arbeitsministerium gemeinsam mit Unternehmen und Beschäftigten an Lösungen arbeiten, um gute und gesunde Arbeit für alle zu ermöglichen.