In Weimar findet heute ein gemeinsam vom Thüringer Sozialministerium und der Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz organisierterFachtag zum Thema „Komplexe Herausforderungen im Umgang mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen“ statt. Rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Praxis und Wissenschaft suchen gemeinsam Antworten auf die vielschichtigen Fragen rund um Prävention und Opferschutz.
Kinder und Jugendliche erleben sexuelle Grenzverletzungen und Übergriffigkeit nicht nur durch Erwachsene, sondern auch durch Gleichaltrige oder ältere Kinder und Jugendliche. Es gibt allerdings kaum belastbares Zahlen- und Datenmaterial. Nur, wenn die Sichtbarkeit erhöht, entsprechende Verhaltensweisen wahrgenommen und gemeinsam Lösungen dafür entwickelt werden, können vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden.
Dazu der Thüringer Kinderschutzbeauftragte Udo Götze: „Sexuelle Übergriffe und Gewalttaten durch Minderjährige stellen ein hochsensibles Themenfeld dar, das oft mit Hilflosigkeit und ethischen Konflikten verbunden ist. Der Fachtag setzt hier an und zielt darauf ab, Handlungssicherheit zu vermitteln. Dabei geht es nicht nur darum, betroffene Kinder und Jugendliche bestmöglich zu unterstützen, sondern auch potenziell übergriffigen jungen Menschen möglichst frühzeitig Handlungsalternativen aufzuzeigen, um entsprechende Taten von vornherein zu verhindern.“
Das Programm des Fachtags spiegelt die gesamte Bandbreite der Herausforderungen wider – von der ersten Einordnung über die praktische Intervention bis hin zur spezifischen Präventionsarbeit.
„Das große Interesse an der Veranstaltung zeigt, wie wichtig es ist, die Vernetzung untereinander zu stärken und den Fachkräften Werkzeuge an die Hand zu geben, um sicheres Handeln zu ermöglichen. Fakt ist: Frühzeitiges Handeln ist entscheidend, um Übergriffe zu verhindern, Betroffene zu schützen und sexuell übergriffige Verhaltensmuster bei Kindern und Jugendlichen zu durchbrechen“, so Götze weiter.
Wichtige Rahmenbedingungen für die Stärkung des Kinderschutzes in Thüringen wurden bereits mit der Novelle des Thüringer Kinder- und Jugendhilfeausführungsgesetzes vom 2. Juli 2024 geschaffen. Dazu gehören unter anderem der Rechtsanspruch auf niedrigschwellige Beratung für Betroffene, die Verankerung der Landeskoordinierungsstelle für medizinischen Kinderschutz und der unabhängigen Thüringer Ombudsstelle.
Im vergangenen Jahr wurde außerdem ein Landesbetroffenenrat berufen, der die Landesregierung in Fragen des Kinderschutzes berät. Seit 2022 läuft darüber hinaus die Initiative „Thüringer Kinderschutzkonzept“: Alle Institutionen, Verbände und Vereine sind demzufolge aufgefordert, sich thematisch mit Schutzprozessen auseinanderzusetzen, partizipativ Schutzkonzepte zu erarbeiten und so zu sicheren Orten für Kinder und Jugendliche zu werden.
Weiterführende Informationen zum Programm der Veranstaltung: https://eveeno.com/komplexer-kinderschutz
Zahlen und Fakten: https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/Lagebilder/SexualdeliktezNvKindernuJugendlichen/2024/BLBSexualdelikte_2024.html