Auch in diesem Jahr informiert das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie mit seinem Jahresbericht über den technischen, sozialen und medizinischen Arbeitsschutz in Thüringen. Erstmals sind in diesem Bericht die Auswirkungen der Corona-Pandemie erfasst. Zusätzlich zu diesen Schwerpunkten liefert der Bericht außerdem umfangreiches Datenmaterial zur Arbeit des staatlichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes.
Dazu Arbeitsministerin Heike Werner: „Kurzarbeit, Hygienekonzepte und Homeoffice – das sind nur drei von vielen Schlagwörtern, die verdeutlichen, welchen Einfluss die Corona-Pandemie auf unseren Arbeitsalltag hat. Diese weitreichenden Auswirkungen machten sich zwangsläufig auch beim Arbeitsschutz bemerkbar, denn dieser hat spürbar an Bedeutung zugenommen. Es hat sich gezeigt, wie wichtig die Beratung und Überwachung durch die staatlichen Arbeitsschutzbehörden in den Betrieben ist. Maßnahmen des Arbeitsschutzes und des Infektionsschutzes waren und sind in vielen Fällen nicht mehr deutlich trennbar. Umso mehr ist zu begrüßen, dass viele Unternehmen sich bereit zeigen, die Gefährdungsbeurteilung für innerbetriebliche Abläufe und Strukturen zu ergänzen und Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten vor Infektionen umzusetzen. Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz müssen im Vordergrund stehen. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Thüringer Arbeitsschutzbehörden. Sie haben sich den Herausforderungen der COVID-19-Pandemie erfolgreich gestellt.“
Für das Berichtsjahr 2020 ist ein Rückgang von Arbeitsunfällen in Thüringen zu verzeichnen, was in erster Linie auf die Corona-Pandemie (Betriebsschließungen, Kurzarbeit, Homeoffice) zurückzuführen ist. Einen Anstieg gab es hingegen bei den als berufsbedingt eingeschätzten Erkrankungsfällen (Berufskrankheiten), insbesondere haben Lärmschwerhörigkeiten und Erkrankungen durch Asbest zugenommen. Erstmalig wird COVID-19 als Berufskrankheit gelistet.
Ausgewählte Ergebnisse
Kontrolltätigkeit
Im Jahr 2020 waren die Thüringer Arbeitsschutzbehörden für den Vollzug der Arbeitsschutzbestimmungen in rund 86.856 Betrieben mit etwa 923.650 Beschäftigten zuständig.
Im Jahr 2020 wurden 7.195 Überprüfungen in Betrieben zu unterschiedlichen Sachgebieten durchgeführt. Die Schwerpunkte lagen bei:
1.784 Überprüfungen in Arbeitsstätten,
1.734 Kontrollen der Arbeitsschutzorganisation,
1.288 Überprüfungen technischer Arbeitsmittel und Medizinprodukte,
437 Revisionen zum Umgang mit Gefahrstoffen und
740 Inspektionen überwachungsbedürftiger Anlagen wie Flüssiggas-Behälter,
Aufzüge und Dampfkessel sowie
734 Überprüfungen auf dem Gebiet des sozialen Arbeitsschutzes.
Der soziale Arbeitsschutz dient dem Schutz von besonders schutzbedürftigen Beschäftigtengruppen, beispielsweise Jugendlichen, werdenden Müttern und Schwerbehinderten.
Auf die 5.642 festgestellten Beanstandungen reagierten die Arbeitsschutzbehörden mit Revisionsschreiben, Anordnungen und Nachbesichtigungen.
Arbeitsunfälle
Die Corona-Pandemie hat auch auf die bundesweite Zahl der Arbeitsunfälle Auswirkungen, wie der Spitzenverband Deutsche Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) berichtete.
Den Thüringer Arbeitsschutzbehörden wurden im Berichtsjahr 7.526 Arbeitsunfälle gemeldet (2019: 8.305).
Im Jahr 2020 wurden den Thüringer Arbeitsschutzbehörden dabei vier tödliche Arbeitsunfälle angezeigt, einer mehr als im Vorjahr. Bei den schweren Unfällen* gab es einen Rückgang, und zwar von 31 im Jahr 2019 auf 18 im Jahr 2020.
Hauptereignisse für schwere Arbeitsunfälle 2020 in Thüringen waren z. B. Abstürze, Einwirkungen bewegter Teile an technischen Arbeitsmitteln, Verätzungen, unsachgemäßer Umgang mit Fahrzeugen sowie Land- und Forstarbeiten.
Berufskrankheiten
Die Zahl der Berufskrankheiten war 2020 nicht rückläufig. Als berufsbedingt eingeschätzt wurden im Berichtszeitraum 661 Fälle (2019: 179). Die Lärmschwerhörigkeit stand dabei weiterhin mit 207 Fällen an erster Stelle, es folgen mit 95 Fällen die Hauterkrankungen in Folge der Einwirkung durch natürliche UV-Strahlung und mit 48 Fällen Erkrankungen durch Asbest einschließlich Asbestkrebse.
Ausblick 2021
In Thüringen ereigneten sich nach derzeit vorliegenden Informationen im Jahr 2021 bisher 18 schwere Arbeitsunfälle sowie 1 tödlicher Arbeitsunfall (Stand: 26. August 2021).
Weitere Informationen
Jahresbericht 2020 der Thüringer Arbeitsschutzbehörden: https://www.tmasgff.de/publikationen
Unfall- und Berufskrankheitenzahlen 2020 (DGUV): https://www.dguv.de/de/zahlen-fakten/au-wu-geschehen/arbeitsunfaelle/index.jsp
*Als schwerer Arbeitsunfall gilt ein Unfall, in dessen Folge voraussichtlich ein Anspruch des Verletzten auf Geldleistungen des Unfallversicherungsträgers entsteht, was im Regelfall bei einer Arbeitsunfähigkeit länger als sechs Wochen der Fall ist. Diese Voraussetzung ist im Allgemeinen erfüllt, wenn insbesondere folgende Verletzungen eingetreten sind: Schädelfraktur, schweres Schädelhirntrauma, Wirbelsäulenfraktur, Beckenfraktur, offene Frakturen großer Röhrenknochen, Verluste von Gliedmaßen außer einem einzelnen Finger, innere Verletzungen, schwere Verbrennungen und schwere Hitzeschäden, schwere Verätzungen, akute Vergiftungen sowie schwere Augenverletzungen.