25 Jahre IAB-Betriebspanel Thüringen

Panel-Jahrgang 2020: Trotz Corona weiterhin gute Chancen für Auszubildende und Fachkräfte im Freistaat

Das IAB-Betriebspanel ist die einzige für alle Betriebsgrößen und Branchen repräsentative Unternehmensbefragung in Deutschland. Der Freistaat Thüringen hat sich bereits zum 25. Mal daran beteiligt. Mit der Befragungswelle 2020 liegen repräsentative Ergebnisse zur Entwicklung von Beschäftigung und zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in Thüringen vor.

Der Bericht zeigt deutlich: Der Arbeitsmarkt und die Beschäftigung in Thüringen hatten pandemiebedingte Einbrüche zu verzeichnen. Bezogen auf die Arbeitslosenquote und den Beschäftigungsrückgang bewegten sich diese in etwa im Bereich eines Prozentpunktes. Die Möglichkeit der Kurzarbeit hat den Arbeitsmarkt stabilisiert. Andernfalls wäre nach Einschätzung der Autoren mit einem viel deutlicheren Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu rechnen gewesen.

Während der Corona-Zeit verzeichnete Thüringen das erste Mal seit vielen Jahren wieder mehr Arbeitslose und langzeitarbeitslose Menschen. Fördermaßnahmen konnten nicht in vollem Umfang durchgeführt werden und so verblieben potentielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Arbeitslosigkeit. „Mit den richtigen Instrumenten und einer aktiven Arbeitsmarktpolitik, darunter der öffentlich geförderten Beschäftigung, wollen wir den Anschluss an die positive Entwicklung der vergangenen Jahre schaffen. Erste Erfolge sind seit Mai 2021 verzeichnen. Bereits im August 2021 lagen wir fast schon wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie“, so die Thüringer Arbeits- und Sozialministerin Heike Werner.

Bis zum Jahr 2019 war die Arbeitslosigkeit kontinuierlich gesunken. Die Langzeitarbeitslosigkeit konnte sogar stärker abgebaut werden als die Arbeitslosigkeit insgesamt.

Mit der Lockerung der pandemiebedingten Einschränkungen und dem Anziehen der Weltwirtschaft steigt die Nachfrage nach Arbeitskräften wieder – vor allem auch nach Auszubildenden. In praktisch allen Branchen werden Lehrlinge gesucht. Die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber für eine Berufsausbildung ist jedoch erneut gesunken und liegt deutlich unter der Zahl von 2019. „Gute Arbeitsbedingungen, zeitgemäße Führungsstile und kreatives Personalmanagement sind so wichtig wie noch nie, um Auszubildende und Fachkräfte für Thüringen zu gewinnen. Gerade im Bereich der Tarifbindung ist hier noch einiges zu tun. Dies thematisieren wir fortlaufend in Gesprächen mit Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften“, so Werner.

Gute Chancen haben Nachwuchskräfte in praktisch allen Wirtschaftsbereichen: Im Gesundheitssektor und in der Pflege, im Handel und in der Industrie, im Handwerk und in der Gastronomie/Hotellerie.

Ausgewählte Ergebnisse des IAB-Betriebspanels 2020:

1. Die Thüringer Wirtschaft beurteilt die Reaktion der Politik auf die Corona-Pandemie über­wiegend positiv, dies allerdings differenziert nach Betriebsgröße und Grad der Betroffenheit.
2. Die Betriebe haben ihre Homeoffice-Möglichkeiten ausgeweitet. Es gibt dabei jedoch große Unterschiede zwischen den Branchen.
3. Der Bedarf der Wirtschaft an Fachkräften ist während Corona zwar zurückgegangen, liegt insgesamt aber immer noch auf hohem Niveau.
4. Die Corona-Pandemie hat die Übernahmechancen von Absolventinnen und Absolventen etwas ver­schlech­tert, dennoch wurden fast drei Viertel übernommen.
5. Die Weiterbildungsbeteiligung der Betriebe ist zwar etwas zurückgegangen, die Corona-Krise hat jedoch die Nutzung von E-Learning befördert.
6. Die Tarifbindung in Thüringen liegt weiter auf niedrigem Niveau und ist nach wie vor geringer als in West­deutschland.

Unter folgendem Link ist der Bericht veröffentlicht: https://www.tmasgff.de/fileadmin/user_upload/Allgemein/Publikationen/arbeit_iab_betriebspanel_2020.pdf

Hintergrund:

Das IAB-Betriebspanel gibt seit 25 Jahren Aufschluss zur Entwicklung des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes in Thüringen. Für den Länderbericht 2020 lagen auf Stichprobenbasis fast 1.200 Befragungsergebnisse vor, womit ein repräsentativer Teil der 56.800 Betriebe in Thüringen erfasst wurde. Neben den jährlich dargestellten Themen wie Fachkräftebedarf, betriebliche Weiterbildung und Tarifbindung gibt es in jeder Befragungswelle inhaltliche Schwerpunkte. Für das Jahr 2020 waren es „Auswirkungen der Corona-Pandemie und Reaktionen der Betriebe“, „E-Learning und Corona-Pandemie“ sowie „Orientierungsfunktion von Tarifverträgen“.