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Am 12. Mai ist Tag der Pflege - Gesundheits- und Sozialministerin Werner: „Wir brauchen eine Pflegevollversicherung, denn gute Bedingungen in der Pflege gehen uns alle etwas an“

11.05.2022

Gesundheits- und Sozialministerin Werner: „Wir brauchen eine Pflegevollversicherung, denn gute Bedingungen in der Pflege gehen uns alle etwas an“

Am 12. Mai findet in jedem Jahr der Internationale Tag der Pflege statt. Er geht auf den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale zurück, die als Pionierin der modernen Krankenpflege gilt. An diesem Tag wird weltweit die Arbeit von Pflegenden gewürdigt und ihre Rolle im Gesundheitssystem hervorgehoben.

Pflegende leisten einen enorm wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft. Leider wurde diese Wertschätzung erst vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des Personalmangels in den Pflegeberufen breiter diskutiert. Die Pandemie wirkt zusätzlich wie ein Brennglas auf die seit vielen Jahrzehnten bestehenden Probleme.

„Diese Probleme sind es, die jetzt endlich angegangen werden müssen“, erklärt dazu die Thüringer Gesundheits- und Sozialministerin Heike Werner. „Noch immer verlassen viel zu viele Fachkräfte die Pflege, weil die Belastungen zu hoch sind. Um diese zurückzugewinnen, bräuchte es eine wirklich bedarfsgerechte Personalbemessung. Das Rothgang-Gutachten (siehe unten) zeigt das ganz klar auf. Allerdings bedeutet mehr Personal auch höhere Kosten in der Pflege. Damit dies nicht zu unbezahlbaren Ausgaben für den Einzelnen führt, brauchen wir die Pflegevollversicherung: Alle zahlen mit ihrem Einkommen ein, auch privat Versicherte, Beamte, Abgeordnete und Selbständige. So können die Leistungen gemeinsam solidarisch getragen werden.“

In ihrem Koalitionsvertrag setzt die neue Bundesregierung jedoch lediglich auf eine freiwillige Vollversicherung.

„Das ist eine vertane Chance“, so die Ministerin weiter. „Gemeinsam mit weiteren Bundesländern setzen wir uns seit vielen Jahren für die Einrichtung einer echten, solidarischen Pflegevollversicherung ein. Denn das geht uns alle gemeinsam etwas an. Wir brauchen spürbare Verbesserungen und faire Bedingungen. Das gilt übrigens nicht nur für die Beschäftigten der stationären Pflege, sondern ganz besonders auch im ambulanten Bereich und im Bereich der pflegenden Angehörigen. Auch hier gibt es zahlreiche Baustellen, was die Finanzierung und die Entlastung der Pflegenden angeht. Die neue Bundesregierung muss für die vielfältigen Herausforderungen Lösungen finden – und zwar besser gestern als heute.“

Auch in Thüringen kann noch einiges getan werden. Hierzu wird sich das Ministerium in den kommenden Monaten verstärkt in den Austausch mit Akteuren der Pflege und Betroffenen begeben, um die Weiterentwicklung der Thüringer Pflegelandschaft nachhaltig voranzutreiben. Das betrifft sowohl die qualitätsgerechte personelle Ausstattung und die Ausbildung von Fach- und Hilfskräften als auch die Umsetzung der Nationalen Demenzstrategie auf Landesebene, die Nutzung digitaler Strukturen in der Pflege und den bedarfsgerechten Ausbau der Pflegeangebote, insbesondere in den ländlichen Räumen.

„Mein großer Dank und Respekt gilt all denjenigen, die sich im beruflichen oder privaten Bereich tagtäglich für andere engagieren. Sie alle tragen eine große Verantwortung, dafür kann es nicht genug Anerkennung geben. Das allein reicht aber nicht, um das Berufsfeld attraktiver zu machen und den Pflegebereich zukunftssicher aufzustellen. Dafür ist ganz besonders die Politik gefragt und dafür werde ich mich auch weiter einsetzen.“

Ergänzende Informationen:

Rothgang-Gutachten „Entwicklung und Erprobung eines wissenschaftlich fundierten Verfahrens zur einheitlichen Bemessung des Personalbedarfs in Pflegeeinrichtungen nach qualitativen und quantitativen Maßstäben gemäß § 113c SGB XI (PeBeM)“

Ein Forschungsteam der Universität Bremen hat ein Verfahren zur einheitlichen Bemessung des Personalbedarfs in Pflegeeinrichtungen entwickelt. Eine vollständige Umsetzung würde in Pflegeheimen zu gut einem Drittel mehr Belegschaft führen.

Zum Abschlussbericht:

https://www.gs-qsa-pflege.de/wp-content/uploads/2020/09/Abschlussbericht_PeBeM.pdf

Studie „‚Ich pflege wieder, wenn ...‘ – Potenzialanalyse zur Berufsrückkehr und Arbeitszeitaufstockung von Pflegefachkräften“

Die Studie wurde von der Arbeitnehmerkammer Bremen, der Arbeitskammer des Saarlandes und dem Institut Arbeit und Technik durchgeführt, von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet und von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Sie belegt mit deutlichen Zahlen, dass eine verbesserte Personalausstattung und bedarfsgerechte Personalbemessung, faire Gehälter und attraktive Karrierewege die Bereitschaft signifikant steigern, in die Pflege zurückzukehren.

Zur Studie (Kurzfassung): https://arbeitnehmerkammer.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Politik/Rente_Gesundheit_Pflege/Bundesweite_Studie_Ich_pflege_wieder_wenn_Kurzfassung.pdf