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Märchenerzählen für demenzerkrankte Menschen - Ministerin Heike Werner liest „Der süße Brei“

07.09.2022

„Es war einmal ein armes, frommes Mädchen…“, so beginnt das Märchen „Der süße Brei“ der Brüder Grimm. Dieses las Ministerin Heike Werner heute im AZURIT Seniorenzentrum Weimarblick den an Demenz erkrankten Seniorinnen und Senioren vor. Die Pflegeeinrichtung ist eine von insgesamt 25, die seit dem 1. Juni dieses Jahres neu am Präventionsprojekt „Es war einmal… Märchen und Demenz“ in Thüringen teilnimmt.

„Ich freue mich sehr über das große Interesse der Thüringer Pflegeeinrichtungen an dem Projekt und danke ganz besonders dem AZURIT Seniorenzentrum in Weimar für den heutigen Einblick in die Betreuung demenzerkrankter Menschen. Das Projekt hat einen unschätzbaren Wert für die Betroffenen. Denn es setzt ein Zeichen dafür, dass auch mit dieser heimtückischen Krankheit das Leben gestaltet werden kann. Mit der Projektverlängerung in diesem Jahr gehen wir im Freistaat einen weiteren wichtigen Schritt zur Umsetzung der Nationalen Demenzstrategie. Denn eine ‚demenzfreundlichere‘ Gesellschaft mit angemessenen Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen haben sich alle Länder und der Bund als gemeinsames Ziel gesetzt. Ich danke allen Beteiligten für ihr großes Engagement.“

Die Präventionsmaßnahme richtet sich an demenzerkrankte Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen. Mit der Projektverlängerung zum 1. Juni 2022 erhöhte sich die Zahl der landesweit teilnehmenden Thüringer Pflegeeinrichtungen um 25 auf 50. Hauptanliegen des Projektes ist es, die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu stärken, soziale Interaktionen anzuregen und den Pflegealltag der Beschäftigten zu entlasten.

Nach Angaben der Alzheimer Gesellschaft Thüringen sind aktuell rund 54.000 Menschen an Demenz erkrankt. Die Erkrankung ist nach wie vor nicht heilbar. Weil solch eine Märchenstunde die Lebensqualität eines erkrankten Menschen verbessern und seine Interaktion mit anderen Menschen anregen kann, hat die Märchenland GmbH, ein Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung in Berlin, das Projekt „Märchen und Demenz“ ins Leben gerufen.

„Wir sind sehr glücklich, dass wir mit unserer Präventionsmaßnahme ‚Es war einmal… MÄRCHEN UND DEMENZ‘ auch in den schweren Zeiten der Corona-Pandemie Freude und Entlastung in die Pflegeeinrichtungen bringen konnten und nun schon im zweiten Jahr in Thüringen tätig sein dürfen“, sagt Silke Fischer von Märchenland GmbH.

In der hybrid angelegten Präventionsmaßnahme übernehmen professionelle Demenzerzähler vier regelmäßig stattfindende Märchenstunden in der jeweiligen Einrichtung. Neben den analogen Erzählstunden kommen digitale Märchenstunden und thematisch abgestimmte Arbeitsmaterialien zum Einsatz. In Multiplikatorenschulungen haben die Beschäftigten außerdem die Gelegenheit, Fähigkeiten zum Vorlesen sowie zum freien und aktiven Märchenerzählen zu entwickeln, um sie später selbst anzuwenden.

Das Projekt beruht auf der Zusammenarbeit zwischen der AOK PLUS, der IKK classic, dem Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie sowie der Märchenland GmbH. Die beiden Krankenkassen bieten gemeinschaftlich die Maßnahme unter dem Dach der Landesrahmenvereinbarung zur Umsetzung des Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen in Thüringen an.

„Märchen sind eine Tür in die Vergangenheit und Gedanken der Bewohnerinnen und Bewohner – verbunden mit angenehmen Gefühlen, Vertrautheit und Wohlsein. Wir freuen uns, dass wir nun weiteren 25 Pflegeeinrichtungen in Thüringen dieses Angebot machen können. 2020 waren von rund 100.000 AOK PLUS-versicherten Pflegebedürftigen in Thüringen über 27.000 Menschen an Demenz erkrankt. Der Ansatz des Projektes, über Märchenerzählungen Erinnerungen bei Demenzerkrankten zu wecken, sie aktiv anzusprechen und den Austausch mit anderen Bewohnern anzuregen, ist ein ganz wichtiger, um die Lebensqualität zu erhalten oder sogar zu verbessern und deshalb aus unserer Sicht unbedingt fördernswert“, erklärt Alexandra Krumbein, Regionalgeschäftsführerin der AOK PLUS, die Förderung des Projektes.

„Seit Juni bekommt das Pflege- und Betreuungspersonal von 25 weiteren Thüringer Pflegeheimen die Möglichkeit, in Schulungen das freie und aktive Märchenerzählen zu erlernen und so einen neuen, emotionalen Ansatz in ihrer Arbeit mit demenzkranken Bewohnerinnen und Bewohnern erleben zu können. Dass das Projekt ‚Märchen und Demenz‘ nun fortgeführt wird, freut uns sehr. Selbstverständlich unterstützen wir auch die zweite Projektrunde und verfolgen so das gemeinsame Ziel, die Gesundheitsförderung und Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen zu stärken und auszubauen“, sagt Christopher Gille, Fachbereichsleiter Prävention bei der IKK classic in Thüringen. 

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf www.maerchenunddemenz.de <http://www.maerchenunddemenz.de>