Anlässlich der am Montag stattfindenden 46. Sitzung des Arbeitslosenparlamentes wird Thüringens Arbeitsministerin Heike Werner Bilanz zur aktuellen Arbeitsmarktsituation ziehen und mit den Delegierten und Interessensvertretern des Parlaments vor Ort ins Gespräch kommen.
Während sich die Zahl der Arbeitslosen in Thüringen aktuell wieder auf einem guten und stabilen Niveau eingependelt hat, ist die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen während der Pandemie wieder stark gestiegen. Der Anstieg wird insbesondere in der Gruppe der Arbeitslosen zwischen einem und zwei Jahre sichtbar. Dennoch lassen die aktuellen Daten vermuten, dass auch die Langzeitarbeitslosigkeit in Thüringen in den kommenden Monaten wieder rückläufig sein wird. Hierzu werden die nunmehr wieder besseren Beschäftigungschancen auf dem Arbeitsmarkt und die wieder verstärkt anlaufenden Eingliederungsmaßnahmen der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter beitragen.
Dazu sagt Arbeitsministerin Werner: „Die Covid-19-Pandemie hat zu einer vorübergehenden deutlichen Erhöhung der Arbeitslosigkeit und in der Folge zur Erhöhung der Anzahl neuer Langzeitarbeitsloser geführt. Maßnahmen zur Eingliederung in Arbeit und Integrationschancen für langzeitarbeitslose Menschen fanden während der Pandemie nur in geringem Umfang statt. Glücklicherweise hat sich der Arbeitsmarkt in Deutschland und auch bei uns im Freistaat deutlich schneller erholt, als wir das anfänglich geglaubt hatten. Aktuell bewegen wir uns wieder annähernd auf dem guten Niveau von August 2019. Dies haben wir vor allem den Jobcentern und den Arbeitsagenturen zu verdanken. Ihnen kam in der Bewältigung der Covid19-Pandemie von Beginn an eine besondere Bedeutung zu. Es zeigt sich, dass unsere Entscheidungen der vergangenen Jahre auf dem Arbeitsmarkt wirken und wir die richtigen Instrumente zur Steuerung des Arbeitsmarktes genutzt haben. Die Chancen des Aufschwungs müssen wir jetzt auch für Langzeitarbeitslose nutzen!“
Ende Juni 2021 gab es in Thüringen 796.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das waren 4.689 Personen bzw. 0,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Thüringer Arbeitslosenquote lag im August 2021 mit 5,4 Prozent (Vorjahr 6,9 Prozent) weiter deutlich unter der Quote der ostdeutschen Länder (6,9 Prozent) und auch unter dem bundesweiten Durchschnitt (5,6 Prozent).Als problematisch stellt sich die Verfügbarkeit von Fachkräften heraus. Viele Arbeitnehmer:innen haben sich während ihrer Kurzarbeitsphase bzw. Arbeitslosigkeit neu orientiert und dabei auch die Branche gewechselt. Das stellt insbesondere die Arbeitgeber im Bereich Gastronomie und Beherbergung vor große Probleme.
Einen großen Anteil an der Wiederbelebung und raschen Erholung des Arbeitsmarktes hat auch die sehr gute Integrationsinfrastruktur und -kultur in Thüringen. „Wir haben wunderbare Coaches, Sozialpädagogen:innen, Psychologen:innen, Trainer:innen und viele andere Engagierte bei unseren Maßnahmeträgern und in unseren Integrationsstellen. Daher möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal allen Mitarbeiter:innen und Verantwortlichen für Ihren Einsatz und ihr Engagement während der Pandemie danken. Auch meinen herzlichen Dank an die Unternehmer:innen, die alles getan haben, um die Beschäftigten und auch ihre Auszubildenden zu halten. Das Kurzarbeitergeld hat hierbei sehr geholfen. Nun kommt es darauf an, den erwarteten Aufschwung am Arbeitsmarkt zu nutzen, um Leistungsberechtigte bei der Überwindung von Schwierigkeiten zu unterstützen, möglichst in Arbeit zu vermitteln und auch die Aktivitäten am Ausbildungsmarkt zu intensivieren“, so die Ministerin abschließend.
Der Verhinderung von Langzeitleistungsbezug und dessen Beendigung kommt in der Ausrichtung der Tätigkeit der Jobcenter in der nächsten Zeit wieder erhöhte Bedeutung zu, idealerweise durch existenzsichernde und nachhaltige Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt. Die Situation von Menschen, bei denen diesem Ziel nur schrittweise nähergekommen werden kann, soll durch intensive Betreuung, individuelle stärkenorientierte Beratung und wirksame Förderung verbessert werden. Dabei ist allen Beteiligten bewusst, dass gerade Menschen, die auch schon vor der Pandemie viele Jahre ohne Beschäftigung waren, nun besondere Unterstützung benötigen.
Hintergrund:
Das Thüringer Arbeitslosenparlament ist eine Interessenvertretung der verschiedenen Arbeitsloseninitiativen Thüringens. Am 2. Februar 1998 wurde es von TALISA e.V. (Thüringer Arbeitsloseninitiative Soziale Arbeit e.V.) ins Leben gerufen. Es setzt sich zusammen aus den Parlamentsdelegierten – in der Regel selbst arbeitslose Menschen - Vertretern von Gewerkschaften und Kirche, dem Frauen- und Seniorenverband, verschiedenen Bildungsträgern sowie einem überregionalen Partner aus Mecklenburg-Vorpommern. Das Arbeitslosenparlament versteht sich als Pendant zum gewählten Parlament und ist gleichzeitig Wegbegleiter der Politik und Sprachrohr für arbeitslose und für von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen. Das Arbeitslosenparlament tagt zweimal im Jahr.